Es liegt an dir, Chéri (OT: Nous, les Leroy), Frankreich 2024

Es liegt an dir, Chéri (OT: Nous, les Leroy), Frankreich 2024
Französische Filme vorzugsweise mit französischem (veganen) Genuss verbinden!

Zwei Episoden meines Lebens sind mit getragen worden durch das französische Kino. Das erste Mal begegnete mir der generell so andersartige französische Film in den Siebziger- und Achtzigerjahren. Hier erinnere ich die harte Klarheit des Film noir. Schließe ich die Augen, dann sehe ich sie vor mir: Lino Ventura und den filmischen Gott Alain Delon. Dann die Komödien mit Pierre Richard und dem blutdrucktreibenden Louis de Funès. Einfach famos, ein Humor so leicht wie von Flügeln getragen Und mein jungenhaftes Sehnen nach vorbildgebender Männlichkeit und nach großem Abenteuer bediente niemand Geringeres als Jean-Paul Belmondo.

Nie, niemals im Leben vergißt sich die Titelmelodie aus dem Belmondo-Film "Le Professionnel" von 1981. Ennio Morricones Komposition Chi Mai ist eine Sequenz, sie ist nicht aus dem Kopf zu bekommen, sie ist schön, auf ewig. Und dieser große Belmondo, ihm wurde die Ehre zuteil, dass ihn die große französische Nation am 9. September 2021 im Beisein des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron verabschiedete. Die Republikanische Garde spielte als letztes Lied ebendieses Chi Mai aus "Der Profi", während Belmondos Sarg geschultert und würdigen Schrittes getragen worden ist.

Mit dem Jahre 2020 begann meine zweite Begegnung mit dem französischen Kino. Christian Klavier begeisterte wandlungsfähig in gefühlt unzähligen gelungenen Komödien, Gerard Depardieu spielt ohnehin in einer anderen Liga. Und nebst alledem das schmucke filmische Juwel "Comme un avion" von 2025. Dieser Film, zu deutsch "Nur Fliegen ist schöner", er hat uns zum Kajakfahren gebracht.

Zurück zum titelgebenden Film! "Es liegt an dir, Chéri" handelt von einer Trennung, von einem Versuchen nach Rettung dieser langjährigen Ehe mit mittlerweile großen Kindern. Vom Genre her ein Roadmovie, denn als Komödie scheitert der Streifen, zum Drama fehlt ihm alles. Und noch deutlicher vorweg: der Film ist ein Machwerk, ein trauriges Fehlexemplar modernen französischen Kinos.

Wir sehen Tristesse. Wir sehen über die ganze Filmlänge die Abwesenheit von Natur, denn diese gibt es nicht auf des Paares Autotour durch die eigene Vergangenheit. Wir sehen die Abwesenheit von Herzlichkeit und mitunter von Nettigkeit. Wir sehen amerikanischen Toilettenhumor. Wir sehen eine schon von Apple TV Eigenproduktionen bekannte Absence von sympathischen Charakteren.

Manchmal ist mir in diesen Tagen so, als bediene die Filmwirtschaft den Zeitgeist. Als würde man einem Publikum passende Filmkost vor die Füße werfen. Möge der französische Film in diesem unsäglichen Streifen seine Ausnahme erfahren haben, möge er weiter klug und mit Wärme auch in Zukunft unterhaltsame Stunden spendieren. Die Aufgabe des Films bleibt es, uns Träumen zu lassen, uns lachen zu lassen, unserer Phantasie Flügel zu verleihen.

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