Georgioupolis, Kreta: Wo noch im Oktober der Sommer weilt

Georgioupolis, Kreta: Wo noch im Oktober der Sommer weilt
Kreta, oh Kreta

In den Tagen vor unserer Rückkehr auf das von der Sonne geküsste Georgioupolis auf Kreta, da musste abends längst schon der Holzkaminofen gegen abendliche Kälte feuern. Ein klarer Sonnenstrahl geriet am Tage zur Rarität und die Schnupfnasen ringsum kündeten längst vom Ende des hiesigen Sommers. Und dann, dreinhalb Stunden Flugzeit später, dann war plötzlich, gewollt wie ersehnt, bei göttlichen 26 Grad und hellem Sonnenfunkel in majestätischem Himmelblau nochmal der Sommer in unser Leben getreten. Hurra. Von unserem zweiten Besuch des Dörfchens Georgioupolis sollen diese paar Zeilen, diese paar wundervollen Bilder Zeugnis ablegen.

Georgioupolis, oh du Sehnsuchtsort

Wie sehr haben wir ihn herbeigesehnt, den wunderbaren Sandstrand, die Einfachheit der paar Dorfstraßen, die Cocktails unter hellem Sonnenlächeln, die unendlich weiten Himmel von Kreta.

Fern des Alltags, fern von der Sorge um Lohn und Brot und im Funkel der Sterne am griechischen Firmament, da kann Atman, da kann die Seele wieder atmen. Vergessen geglaubte Pläne, positive Vorhaben und heitere Gedanken, sie alle werden wieder greifbar. Ach geschundenes Herz, was erfrischest du dich unter südlichen Himmeln.

Weibliche Influenzer mit fake Posieren, mit fake Tierliebe

Einmal die Szene an der Strandpromenade von Georgioupolis: Im nachmittäglich goldenen Licht läuft die herausgeputzte Dame gemessenen Schrittes und doch halb blind, ihr Smartphone vor sich haltend, vermutlich im Live Stream gen Instagram oder TikTok. Entgegenkommende Spaziergänger mussten ihr ausweichen, besagte Dame ließ blicken den genretypischen Spitzmund, das leicht gehobene Kinn und ihr aufgeregt-vergnügliches Kommentieren unterhielt vermutlich das passende Publikum.

Am anderen Tag und am zentrale Brunnen von Georgioupolis saßen wir in einer wunderbaren Taverne an der Ecke zur Straße. Wir schauten auf die kleine begrünte Verkehrsinsel und die Katze dort. Eine Dame mit vorgehaltener Kamera, sich und die besagte Katze aufnehmend, sie streichelte das Tier, gab ihm Futter, und sprach dabei in die Kamera, auch hier mit genretypischen Spitzmund, mit erhobenem Kinn. Als die Aufnahme beendet war, da zog sie der noch essenden Katze das Futterschälchen weg, stand blitzschnell auf und kehrte weggehend der Katze völlig desinteressiert den Rücken zu. Ja, so schaut er wahrhaftig aus, der betörend bunte Internetzauber.

Katzen von Georgioupolis

Wer das kretische Fischerdörfchen kennt, der weiß um die wahren Stars des Ortes. Sie sind überall, mal nett, mal besser auf Distanz zu genießen, fast immer sehr schlank und die warmen Nachmittage genießend.

Mit Stolz und Gleichmut ertragen sie die Sympathiebekundungen der vorbei spazierenden Touristen, mitunter kurieren sie frische Verletzungen aus diversen Revierstreitigkeiten. Kennt man diesen wunderbaren Ort, dann sind seine Katze untrennbar mit ihm verbunden.

Tagestour nach Rethymno

Wir haben die günstige Busfahrt nach Rethymno und den Aufenthalt dort genossen. Entlang der gut 20 Kilometer bis zum Nachbarort präsentieren sich diverse im Bau befindliche Hotelanlagen. Teils macht es den Eindruck, als seien die unfertigen Gebäude längst aufgegeben und verwaist. Schade um die so ihrer Ursprünglichkeit beraubte Landschaft.

Besichtigt haben wir die mittelalterliche Fortezza. In alten Zeiten wehrte diese Festung alle vom Meere her segelnden Korsaren und Freibeuter ab. Achtung: auch in der Moderne wehrt man hier an der Kasse zum Gelände immer noch Eindringlinge ab, sprich Barzahler. Es gab ein kurzes Debattieren mit der Dame an der Kasse, doch setzt sie nur Wollen von oben um.

Der Yogi, er blieb freundlich, er zahlte ausnahmsweise mit Karte. Hier sei nur gesagt: Verlieren wir das Bargeld, dann verlieren wir die Freiheit.

Das Plateau der Festung mit teils erhaltenen Installationen, unterbrochen von Ruinen, von Resten der ehemaligen Wohngebäude und der Lagerhallen. Die Fortezza von Rethymno war damals eine Wehrmaßname nach erlittenen Angriffen durch die Korsaren und durch den Freibeuter Turgut Reis.

Dort ob und innerhalb der Festungsanalge der Blick aufs Meer, reichlich Licht und Sonne in einem Moment, da sie in Deutschland alle frieren, wo Nieselregen in Varianten den Tag beherrscht. Und obendrauf noch ein langes spontanes Gespräch mit einem sehr netten Touristenpaar aus der Nähe Frankfurt am Main. Herz, mehr braucht's doch nicht.

Tagestour entlang der Küste und den Höhlen

Ein Fischerdorf wie Georgioupolis hat selbstredend einen Fischerhafen. Von dort startete das Schiffchen "Lazy Day", an Bord auch und vor allem ein paar Franzosen, darunter ein sehr sympathische Dame. Wäre doch nur die Sprachbarriere nicht gewesen ...

Höhlen wurden geschaut, in einer Buch wurde der Anker geworfen und vom Schiff aus ging es ins Wasser, Schwimmen im Meer, gefolgt von reichlich Raki, wie er großzügigste aus der Literflasche nachgeschenkt worden ist. Das Leben kennt Momente der Alltagsferne, ganz leicht und vergnügt.

60 Jahre lebte hier ein Mann, dessen Alleinsein seine Erfüllung war.

Eine der Höhlen, das Foto über dieser Zeile zeigt es, ist im Dorf wie in der Umgebung eine Legende. Bis in die späten Achtziger- oder frühen Neunzigerjahre hindurch lebe hier ein Einsiedler. Er hatte praktisch keinen Kontakt zur Außenwelt, lebte im Wesentlichen nur von Fisch und für sich ganz allein. Das tat er 60 Jahre lang. Das stelle man sich mal vor.

"Welcome back to the winter"

So die Durchsage der Stewardess nach erfolgter Landung am Flughafen Düsseldorf. Was meinte sie damit? Nun, wir sind dreieinhalb Stunden zuvor im lichtgefluteten Heraklion gestartet bei famosen 26 Grad Celsius. Gelandet sind wir im nachmittäglichen und doch dunklenn, zumal bei gerade 11 grad verregneten Düsseldorf.

Das Wort Schock wäre übertrieben, doch in die Richtung ging meine Empfindung. So bleibt meines Herzens Sehnen ein Fischerörtchen unterm Himmelsblau von Kreta.

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