Cineastisch-vegane Weltreise: Brasilien (Station 18)

Cineastisch-vegane Weltreise: Brasilien (Station 18)

Eines Zwölfjährigen Romanze mit einer blutdürstigen Untoten, vor Unglauben und Erschrecken aufgerissene Augen ob der rituellen Altentötung im MIttagsidyll des ländlichen Hälsingland und obendrauf dann die sauersüßdeftige schwedische Küche. So sah er aus, unser letzter Halt in Schweden. Nach anderthalb Jahren der Reisepause findet sie nun ihre verdiente Fortsetzung, unsere prima kulinarische Länderreise mit ihren typischen zwei Filmen je besuchter Nation. Abermals wollen wir der Verquickung von Landestypischem mit chinephiler Reflektion frönen, alles mitunter aus yogischer Perspektive und stets mit Bezug auf der Menschen Alltagswahn im fernen Zuhause.

Allem Reisen unserer Herzen ist die Freiheit gemein. Dergestalt setzten wir gestern unsere Reise schlicht dort fort, wo wir sie im Sommer des vorletzten Jahres unterbrachen. Unser Lächeln hätte breiter kaum sein können als wir vor knapp 14 Stunden am Flughafen Örnsköldsvik das Rolltor betätigten. Unsere Lungen, freudvoll labten sie sich an schwedischer Landluft, und unsere Augen blickten ins Dunkel des Hangars. Beginnend mit einem hellen Spalt gütiger Sonne stand er majestätisch vor uns, unser klimaneutraler yogischer Jet, unserer vom Fernweh getriebenen Seelen treues Reisegefährt. Uns war, als würde sich unser Reisegefährt ob der langen Lethargie in wellblechernem Domizil gerade freuen auf das Emporsteigen gen Sonne, gen neuen Abenteuern.

Welt, was nur ist aus dir geworden?

So lebte wir das Leben dieser Tage, im Zwischen unserer famosen Weltreisestationen. Wir reihten uns ein in das neue Muss aus Gelenktheit. Wenngleich starke Geister wie die unsrigen noch gefeit blieben vor der 24/7 Angst aus dem Äther, formuliert von Politdarstellern und Pharmalobbyisten. Gleichwohl mussten auch wir uns Berufsverbote auferlegen lassen, uns ausgrenzen lassen von Feierlichkeiten, durften nicht in Restaurants wo Hunde noch rein durften, durften nicht planen mit den der neuartigen Gentherapie Abstinenten.

Und wir ließen uns von Lästerzungen kleinreden. Verrecken sollten wir in Containern. Die zur Volksrettung erkorenen Beatmungskapazitäten sollte man uns vorenthalten. Covidioten seien wir überdies, rechtes Schwurblerpack, welchen der Führerschein entzogen werden sollte. Ungestraft durften sie Blut und Tod fordern, ohne Sühne bis heute, bis morgen. Im Übermorgen aber, mögen sie an ihren Tränen bitter Reue schmecken.

Die Ernte von Angst und bitterem Trank

Unsere in jungen Jahren mit Weltdurst gehörten und gelesen Geschichten formen unser inneres Terrain. Aus ihnen bilden wir willfährig jene Landschaft, auf deren Pfaden wir ein ganzes Leben wandern. Aus des Indviduums frühen Geschichten Saat sprießt gleichermaßen all das Dickicht, in welchem wir Unterschlupf finden, in welchem wir uns sammeln, schwelgen und die vorgefundene Schönheit mit dem abzugleichen imstande sind, das wir gemeinhin als Realität bezeichnen. Aus diesem Blickwinkel gewinnt sich zunächst kein Trost ob der Seelenlosigkeit vieler Mitmenschen in den letzten drei Jahren. Doch gleichermaßen offenbart sich stets eine Ahnung ob unseres Gegenübers Innenwelt. Gleicht sie bei dem einen noch von Lebensfülle getränktem dschungelgrünem Buschwerk, so werden des anderen inneren Lebenspfade zweifelsohne gesäumt von der Tristesse sandiger Wüstenei.

Amazonien, unseres Planeten grünes Juwel

legen mitunter fest, ob unseres erwachsenen Inneren einem dschungelgrünen Dickicht gleicht, Begründet in unserem jahrhunderttausende währenden Sein

Die Unbezwingbarkeit unseres tiefsten Ich, welches nah seines Übergangs zum Höchsten keine Zwänge durch weltliche Grenzen kennt, sich stattdessen aller Freiheiten

Insofern haben wir vor knapp dreizehn Stunden unseren klimaneutralen yogischen Flieger aus seiner über einjährigen Lethargie am Flughafen Örnsköldsvik.

Absenz von unserer gedanklichen Schlemmerodyssee wider einer getäuschten Welt, findet sie nun ihre Fortsetzung, unsere Odyssee wider der Angst und wider dem Diktat einer galoppierenden Freiheitsnahme.

Ob ein monatelanges Gefangensein in Arbeit und besuchs- wie ereignisloser Häuslichkeit oder aber ein drohender Dauerzustand mit einer Bewegungsfreiheit von 15 Kilometern rund ums Zuhause, die Gegenwart ungezügelter Politik bleibt die Entsprechung jenes von Eckhart Tolle oft beschworenen menschlichen Dramas. Tatsächlich sind wir frei, sind es stets. Dies nicht zu erkennen ist ein Aspekt der Trennung. Im Yoga lösen wir Trennungen auf, streben nach Einheit. Der klare Geist bleibt stets das Tor zur Freiheit.

Angst hingegen trübt den Geist. Mag es den Eindruck haben als sei der Quell aller Angst im Außen, es bleibt ein ewiger Irrtum. Das Mißverständis eines Geistes, wie er die wahre Welt seiner Begrenztheit wegen nie erkennen kann. Buddha Siddhartha Gautama erfasste das Dilemma unseres Geistes. Glücklicherweise vermochte er als junger Erwachsener schon, das Rezept zur Auflösung des Leidens als erstes Individuum in Worte zu fassen und in aller Zukunft erinnert zu werden.

Bella Brasilien!

Heute wissen wir uns zurück in der alten Welt. Verrückt nicht wahr, waren wir doch vor zwei Wochen noch in Frankreich. Und dergestalt lässt uns nun Italien in Wonne verweilen. Nur ein paar Atemzüge lang wird es unserer Alltagsflucht sonnigsüßes Versteck. 😉 Sei du uns auch hier abermals ein wohlmeinender Reisegefährte, genieße mit uns filmische Schmankerl und köstlich italienisches Essen eines Landes, welches dem Sehnen in uns so viel näher bleibt. Besorg dir fix die notwendigen Lebensmittel und leg dir geschwind die Fernbedienung bereit. Köstliche rein-pflanzliche Internetrezepte und Streaming TV werden abermals zur Entsprechung von lokalen Restaurants und Reisebussen nach Rom und Venedig.

Unsere Ahnung von Italien fußt im Grunde auf der armutsinduzierten Migration der Italiener in lebensschweren Zeiten. Ob das mutige Übersiedeln in den 1870er Jahren in die neue Welt oder die Suche nach Arbeit in den 60er- und 70-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hier in Deutschland, das Streben nach Glück geriet gottlob zum Ursprung unserer Liebe zum sonnigen Herzen Italiens.

Hier in Münster erzählte mir vor Jahren ein Bewohner des Kreuzviertels eine Geschichte aus den Sechzigerjahren. Damals eröffnete ein italienischer Immigrant Münsters erste Pizzeria, natürlich im Kreuzviertel der Kindheitstage des Erzählers. Mit seinen Eltern, so erzählte seine Erinnerung, saß er im kleinen Ristorante, bei Pizza, Vino und Saft. Seine Mutter hatte dazu einen einfachen italienischen Salat bestellt. Ihr kamen bei den ersten Gabeln mit diesem schnell zubereiteten Salat fast die Tränen. Ab genau diesem Moment wusste sie, dass das bislang gekannte Ertränken in Öl und Essig mit gutem Salat nichts gemein haben kann. So einfach, und doch so aufschlussreich ist das mit Italien.

Und dann noch die Assoziation mit meiner lieben Lehrerin Kirsten. Welche im Übrigen auch zum Yoga finden solle. Kirsten lernte in ihrer Freizeit die italienische Sprache. Sie traf sich sogar regelmäßig mit anderen Italophilen. Allein, um den Wohlklang des Italienischen zu zelebrieren. Braucht es mehr Worte? Zumal in unserer deutschen brutal-phonetischen Sprache? 😉

Vorí Vorí

Wie in den letzten Wochen findet unsere Heimkehr zur Suppe die bedingungslose Fortsetzung! So unverzichtbar wie das Schnibbeln des Gemüses, so unvermeidlich bleiben die Dankeshymnen unserer Geschmacksknospen. Die von Melanie nach diesem Rezept so liebevoll bereitete Minestrone gerät so lecker gemüsig, so famos italienisch. Mensch, die Welt muss zurück zur Suppe! 😉

Mission (OT: The Mission), Vereinigtes Königreich 2019

Jep Gambardella ist Protagonist wie Kern der Erzählung. Nein, Rom ist es. Nein, es ist die wilde stolze Schönheit der lebensfrohen italienischen Upperclass. Sei es drum, allem sei ein Stück der Wahrheit dieses filmischen Goldstücks zugesprochen.

Jep als stadtbekannter Schöpfer eines überaus berühmten zeitgenössischen Romans frönt auch als alternder Edelmann den Vorzügen der besseren Gesellschaft Roms. Parties unbeschreiblicher Lebendigkeit sind mehr Alltag denn Abwechslung und längst ist er nicht allein Teil des Geschehens, sondern dessen legendärer Mittelpunkt. Und ist die Musik verstummt, bettet die Morgenröte die rauschhafte Nacht, dann wird aus dem Intellektuellen die Verkörperung des von der Poesie Roms getragenen Flaneurs.

Wie der von Jep wahrgenommene Binnenschiffer seinem Beobachter nachsieht, diesem von der Absence einer Zeitnot am Ufer spazierenden Herrn im Maßanzug, so bestätigt sich die Ahnung eines Aspekts unseres Kosmos. Alles Seiende will wahrgenommen werden. Alles Wahrgenommene wird durch die Wahrnehmung einer wahrnehmenden Instanz mit Leben und mit Glück erfüllt. Das ist verrückterweise in der Kernphysik wie im Makrokosmos der Fall. Ob jenes Phänomen nun im Lichte der Diskussion um Qualia oder mit der Weltsicht des Yoga interpretiert wird, es ist Zeugnis der Verbundenheit aller Dinge.

Mit der italienischen Sprache könnte vermutlich sogar die Vokabel zur Umsatzsteuervoranmeldung Flügel haben, insofern bewegte mich selbst vor dem Film der Zweifel. „La grande belleza“ hat von der Namensgebung für mich deutschen Sempliciotto dem Hören nach etwas von einer Tiefkühlpizza. Und wenngleich ich von den diversen Filmpreisen wusste, die hohe Internet Movie Database Bewertung des Streifens kenne; unbestimmbare Vorbehalte waren nicht von der Hand zu weisen.

Alles Unbehagen ist schon zu Beginn dieser epochalen Meisterleistung der Zurschaustellung nobler Lebensfreude hinweggewischt. Bereits die Einstiegsszene rund um den Zenit einer Party haut aus den Socken. Raffaela Carras mit ihrem „A far l’amore comincia tu“ tönt laut über jenes bunte Partyvolk, in dem Alter keine Kennzahl ist. Warum nur musste ich an Deutschland denken, in dem Menschen über fünfzig oder gar sechzig dergestalt nur belächelt würden? Diese kleinen Wahrheiten legen die Eigenheiten eines Landes offen.

Ein filmisches Meisterwerk besetzt mit einem Stakkato von Höhepunkten. Das kleine wilde Künstlerkind mit Wüten am Rande allen Beschreiblichens, die Zügellosigkeit, die Schönheit der Menschen, die Paläste Roms bei Nacht, welch ein Verlassen des Film üblicher Simplizität. Wahrhaft ein Höhepunkt ist das Auflaufen der Aktionskünstlerin am kalten Intellekt ihres Interviewers Gambardella. Wer sich schon immer an der Vernichtung abstrakter Kunst weiden wollte, der mag hier seine Szene finden. 🙂

Brasilianischer Sommerkuchen

Vor über zwei Jahren schon schlug das Tiramisu vegan à la gurunest ein wie Bombe. Freilich auf die Hüften unserer lieben Leser hier! Für unsere italienische Sause haben wir das Rezept heute insofern modifiziert, als dass wir die Spekulatius durch den besten rein pflanzlichen Keks ersetzt haben, nämlich durch VEGANZ DER KEKS. Das Ergebnis ist mehr lecker, mehr Bombe auf Hüfte. 😉

Mit Löffelchen oder Gäbelchen, Qual der Wahl, durchstößt es sich buttrigweich im Freudenbett veganen Tiramisus. Melanie macht mich seit nunmehr 30 Jahren zur Schnecke, weil meine Stimmbänder in derartigen Momenten nur noch permanente Hmmms und Hmmmms und Leckerrrrr anstimmen.

Jaguar (OT: Le jaguar), Frankreich/Brasilien 1996

Rosalba Barletta als fraugewordenes Chaos verpasst an der Autobahnraststätte die Weiterfahrt ihres Reisebusses und hier nehmen die Dinge ihren Anfang. Als Randfigur im Leben ihres Ehemannes stellt sie ihre Situation infrage. So hat sie es mit der Heimkehr nicht eilig. Es verschlägt sie nach Venedig, es konnte sie nur dorthin verschlagen. Hat ihr Aufeinandertreffen mit ihrem Seelenpartner Fernando Girasole eine Chance auf Glück?

Ein harmloser Film, ehrlich und unbedingt sehenswert. Sie ist vor ihrem Abgrund gerade noch rechtzeitig abgebogen, Fernando hingegen steht mit seinem Strick am tragischen Tiefpunkt dieser bittersüßen Komödie. Dergestalt findet sich hier nicht die Durchtränktheit mit Intelligenz wie in „La grande belleza“. Brot und Tulpen wartet vielmehr mit einfachen Menschen und einfachen Wahrheiten auf. Der Film unterstreicht, dass unser Herz sich nach Glück sehnt. Und so endet dieser Film mit der Musik. Ein Schifferklavier und Fernandos Gesang intonieren das Versöhnende eines prima italienischen feel-good-movies. 😉

Fischeintopf ohne Fisch

Passt zum Tagesmotto und unsere Zungen vergeben 100 von 10 möglichen Punkten. Das leicht zu bereitende Rezept von dieser Internetseite genießt sich wohlfeil mit etwas italienischem Wein und ein paar Stück ofenfrischem Weißbrot.

Wie immer bleibt auch hier die anhaltende Schwere aus, wie sie bei tierischem Essen normal wäre. Kein Sodbrennen, keine Unterstützung von Arteriosklerose und keine sonstigen herbeigegessenen Übel warten beim veganen Leben. Aber wie immer bleibt der Grund all unserer pflanzlichen Kost der Wille, keinerlei Produkt aus dem Leiden beseelter Geschöpfe auf dem Teller zu haben. Es braucht nicht viel, um Mitgefühl zu leben.

Nächster Halt unserer Weltreise: Südafrika

Das motherland hochgestapelter Fleischplatten, ausgerechnet, wird unsere nächste Station sein. Wir werden auch für dich mit dem nächsten Mottotag eine illustre Idee zur Nachahmung vorleben. Und voressen! 🙂 Naturgemäß wird die cinephile Komponente dieser kleinen Artikelreihe mit zwei prima griechischen Filmen bedient. Griechenland hat irgendwie keine ausgemachte Filmindustrie. Da mag ich mich irren, aber leicht wird das nicht, sofern es nicht „Alexis Sorbas“ sein soll. Aber dazu nächste Woche mehr! 🙂 Arrivederci!

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